Wie tief die DDR-Geschichte in die europäische Geschichte verwoben ist, das zeichnet der Autor in diesem Band nach. Ohne die Faszination der DDR-Oberen für den preußischen Obrigkeitsstaat, ohne das Wegbrechen der Linken aus der Sozialdemokratie im Taumel des Ersten Weltkriegs ist auch die DDR-Geschichte nicht zu deuten. Der eigentliche Zivilisationsbruch, den der Nationalsozialismus vollzog, begann schon 1914 – und die deutsche Zweistaatlichkeit ist aus dieser Perspektive eine Spätfolge des nationalistischen Turns der Sozialdemokratie.
Zum Autor:
Jörn Schütrumpf, geboren 1956, Historiker, war lange Jahre Geschäftsführer von Dietz Berlin und hat zahlreiche Veröffentlichungen zur DDR-Geschichte sowie der deutschen Linken und Arbeiterbewegung vorzuweisen. In der Vorbemerkung schreibt der Autor: »Die Fairness erzwingt die folgenden Anmerkungen: Ich bin nicht gewillt, der üblichen Phraseologie Konkurrenz zu machen; weder der, die im Akademischen produziert wurde – vom sorgsam gepflegten ›Unrechtsstaat‹ bis zur unvergesslichen ›Zwangstopfung‹ –, noch der jener, denen die wohlige Erinnerung an einstige Machtfülle zum zentralen Lebensmotiv geworden ist und deren Trauer bestenfalls für den erlittenen Machtverlust langt – nicht zuletzt um der Trauer um sich selbst entgehen.«