Als sich die KPD 1945 nach zwölfjähriger grausamer Verfolgung zur legalen Massenpartei formierte, konnte und wollte sie nicht dort anfangen, wo sie 1933 aufgehört hatte. Sie zog Lehren und gab auf wichtige Fragen neue Antworten: hinsichtlich des Weges zum Sozialismus, in der nationalen Frage und in der Bündnispolitik. Ihr Revolutionsverständnis hatte sich deutlich verändert. Die KPD öffnete die Tore ihrer Organisation weit und vermochte Hunderttausende neuer Mitglieder zu gewinnen. Aber sie schaffte es nicht, alle Altlasten abzutragen.
Ihr Verständnis von Macht und Machtgebrauch, von der Führungsrolle der marxistisch-leninistischen Partei und einer entsprechenden Kaderpolitik, ihre Fixierung auf die Sowjetunion und die KPdSU (B) sowie die Tabuierung der unter Stalin begangenen Verbrechen führten dazu, dass dem Bruch mit der Vergangenheit und dem vielversprechenden Neubeginn die letzte Konsequenz fehlte.
Die vorliegende Darstellung will in Auswertung der authentischen Zeugnisse kommunistischer Politik eindimensionale Wertungen überwinden helfen, ein differenziertes Bild der widersprüchlichen Entwicklung der KPD im ersten Nachkriegsjahr zeichnen und Verständnis für die Aktionen und Reaktionen deutscher Kommunisten wecken.