Wir trauern um Detlef Nakath (†3. 10. 2021)

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Am 3. Oktober ist Dr. Detlef Nakath im Alter von 71 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben. Der Historiker und Mitglied der Leibniz-Sozietät hat bemerkenswerte Arbeiten zu verschiedenen Aspekten der deutsch-deutschen Geschichte und der SED vorgelegt, viele davon erschienen in unserem Verlag.

Erst im vergangenen Jahr veröffentlichte Detlef Nakath bei Dietz Berlin den Band »Ausschluss. Das Politbüro vor dem Parteigericht«. Der wie so viele andere Veröffentlichungen gemeinsam mit Gerd-Rüdiger Stephan herausgegebene Band zeichnet anhand von Tonbandprotokollen und schriftlicher Stellungnahmen die Parteiausschlussverfahren ehemaliger Politbüromitglieder der SED im Dezember 1989 und Januar 1990 nach.

Detlef Nakath studierte in der DDR Geschichtswissenschaften und Völkerrecht. Zwischen 1977 und 1994 war er als wissenschaftlicher Assistent, Oberassistent und Hochschuldozent für deutsche und Zeit- und DDR-Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin tätig, darunter von 1990–1992 als stellvertretender Direktor des Instituts für Geschichtswissenschaften. Bis 2001 war er beteiligt an Projekten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, engagierte er sich danach in der Rosa-Luxemburg-Stiftung, unter anderem als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Hellen Panke (2003–2006), Geschäftsführer der Landesstiftung Brandenburg (2006–2015) und als Vorstandsmitglied der Rosa-Luxemburg-Stiftung (2014–2019).

In der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre prägte Detlef Nakath als Autor und Mitherausgeber wesentlich das Programm des Karl Dietz Verlags Berlin mit. In dieser Zeit entstanden unter anderem die Handbücher zur SED bzw. zu den Parteien und Organisationen der DDR und zur deutschen Zeitgeschichte von 1945 bis 2000. Beteiligt war er auch an der Herausgabe des Protokollbands des Außerordentlichen Parteitags der SED/PDS im Dezember 1989. Im Zentrum seines wissenschaftlichen und publizistischen Interesses standen allerdings die deutsch-deutschen Beziehungen. Sie zeichnete er von den frühen 1970er-Jahren bis in die ersten Jahre nach der Wende unter spezieller Berücksichtigung der Rolle der DDR bzw. SED in vier Büchern nach: »Die Häber-Protokolle. Schlaglichter der SED-Westpolitik 1973–1985« (1999), »Von Hubertusstock nach Bonn. Eine dokumentierte Geschichte der deutsch-deutschen Beziehungen auf höchster Ebene 1980–1987« (1995), »Countdown zur deutschen Einheit. Eine dokumentierte Geschichte der deutsch-deutschen Beziehungen 1987–1990« (1996) »Im Kreml brennt noch Licht. Die Spitzenkontakte zwischen SED, PDS und KPdSU 1989–1991« (1998).

Wir verlieren mit Detlef Nakath einen Autor und Herausgeber, der sich nach 1989 mit zahlreichen Veröffentlichungen um eine konstruktive und kritische Sicht auf die DDR-Geschichte verdient gemacht hat.

Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und engen Wegbegleitern.