WIR HOFFEN, SIE LESEN DIESE ZEILEN bei guter Gesundheit. Viele machen sich berechtigt Sorgen über ihre körperliche Unversehrtheit, die gesellschaftlichen Folgen der Corona-Schutzmaßnahmen und ganz konkret, wie es denn nun weitergeht. Die Auswirkungen der Pandemie treffen unsere Branche hart. Es sind wahrlich außergewöhnliche Zeiten.
Unser herzlicher Dank gilt deshalb Ihnen, die mit viel Engagement, Kreativität und Energie wortwörtlich »den Laden am Laufen« hielten und halten. Wir sind uns sehr bewusst: Ohne Sie würden unsere Bücher keine Leserinnen und Leser finden. Bücher sind – und das zeigt diese Krise eben auch – für viele Menschen »systemrelevant«.
In den Herbst starten wir mit vier Neuerscheinungen: In unserer Reihe Theorie veröffentlichen wir Heather Browns wegweisende Untersuchung über den feministischen Gehalt des marxschen Werks. Wir hoffen damit eine Brücke zu schlagen in dem doch bisweilen schwierigen Verhältnis zwischen Feminismus und Marxismus. Dass die Klassenfrage zurück ist, zeigen nicht zuletzt die Auswirkungen von Covid-19: Sie sind beiliebe nicht für alle gleich. Wie sich die Klassenverhältnisse in Deutschland gestalten, nimmt Michael Vester in »Klassengesellschaft in Bewegung« in den Blick.
Archivfunde sind die Basis der beiden anderen Neuerscheinungen. So setzen wir die von Jörn Schütrumpf herausgegebene Edition der Schriften, Reden und Briefe von Paul Levi fort. Bislang unbekannte Dokumente über die sogenannte Wittorf-Affäre, die 1928 beinahe zum Sturz Ernst Thälmanns geführt hätten, trägt Roland Friedmann zusammen. Die unerwartet aufgefundenen Akten aus dem Nachlass von Hugo Eberlein werfen ein neues Licht auf den eigentlichen Korruptionsfall und die verschiedenen Vorgänge innerhalb der KPD. Wie es in den nächsten Monaten weitergehen wird, kann niemand vorhersehen.
Nur so viel ist klar: Eine Rückkehr in Vor-Corona-Zeiten wird es so schnell nicht geben, auch wenn das Virus »unter Kontrolle« ist. Mit der epidemischen Krise kommt die wirtschaftliche. Manche Entwicklungen sind unausweichlich – es kommt jetzt darauf an, wie man sich ihnen stellt. Vielleicht kann Rosa Luxemburg hier Vorbild sein: »So ist das Leben und so muss man es nehmen, tapfer, unverzagt und lächelnd – trotz alledem.«
Bleiben Sie gesund!
Martin Beck,
Verlagsleiter