Verlagsvorschau Herbst 2019

Verlagsprogramm Herbst 2019

Veröffentlicht am

IM JAHRESTAKT REIHT SICH ein Gedenkereignis an das andere: 100 Jahre Russische Revolution (2017), 200 Jahre Karl Marx (2018), 100 Jahre Ermordung Rosa Luxemburgs (2019) und bald jährt sich Friedrich Engels Geburtstag zum 200. Mal (2020). Ein Parforceritt durch das Programm des Karl Dietz Verlags könnte man sagen, in dem die gesammelten Werke von Marx, Engels und Luxemburg beheimatet sind.

Seit 2017 rückt der Verlag verstärkt das theoretische Umfeld seiner Starautoren und deren Aktualität ins Zentrum seines Verlagsprogramms: So knöpft sich der Ende des Jahres erscheinende »Analysen«- Band »Work-Work-Balance« die derzeit schamlos laut gestellten Forderungen von Unternehmensverbänden nach noch flexibleren Arbeitszeiten vor. Marx analysierte, wie im Kapitalismus aus Geld mehr Geld werden kann, nämlich durch Ausbeutung. Das drückt sich auch aus in Verfügungsmacht über Arbeits- und Lebenszeit derjenigen, die ausgebeutet werden. Einmal mehr wollen wir hier zeigen, dass die marxsche Analyse aktueller denn je ist.

Das gilt ebenso für den Band »Keine Enteignung ist auch keine Lösung« aus dieser Reihe, der im Herbst erscheinen wird. Wie das Volksbegehren »Deutsche Wohnen & Co enteignen« in Berlin, aber auch die Proteste gegen die Reform des Urheberrechts im Internet zeigen, ist die Eigentumsfrage wieder zurück auf der Tagesordnung. Was würde Marx zum Enteignungsbegehren sagen?

Wie ist Kapitalismus entstanden und warum? Die Antworten auf diese Frage fallen sehr unterschiedlich aus. Dem zugrunde liegen implizit oder explizit je verschiedene Vorstellungen davon, was Kapitalismus als solchen eigentlich ausmacht. Jannis Milios, Professor für Ökonomie an der Universität Athen, widmet sich in seinem gerade erschienen Buch »The Origins of Capitalism as a Social System« genau diesem Zusammenhang. In unserer Reihe »Theorie« legen wir mit »Eine zufällige Begegnung in Venedig« die deutsche Übersetzung dieses Werks vor.

Apropos Gedenken: In diesem Jahr jährt sich zum 30. Mal der Zusammenbruch der DDR. Am 20. Januar 1990 tagte die SED-PDS-Schiedskommission eine ganze Nacht, um die Mitglieder des SED-Politbüros zur Rechenschaft zu ziehen. Dabei ging es nicht um die Kollektivschuld, sondern um die individuelle Verantwortung jedes einzelnen SED-Oberen. Es war eine späte Zäsur. Die transkribierten Tonbandmitschnitte werden 30 Jahre nach der Wende erstmals einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, eingeleitet und bearbeitet unter anderem von Gerd-Rüdiger Stephan, Historiker und Co-Geschäftsführer des Karl Dietz Verlags.

Martin Beck
Verlagsleiter