Walter Baier, Lisbeth N. Trallori & Derek Weber (Hrsg.)

Otto Bauer und der Austromarxismus

»Integraler Sozialismus« und die heutige Linke

  • Veröffentlichung: 20. Juni 2008
  • Seiten: 304
  • ISBN: 978-3-320-02134-4

19,90

»Die österreichische Stimme darf auch heute nicht fehlen in der großen Menschheits-Symphonie des internationalen Sozialismus.«

Otto Bauer

Otto Bauer (1881–1938), der Begründer des Austromarxismus, zählt zu den kreativsten Denkern des 20. Jahrhunderts. Als sein wichtigster Beitrag zum internationalen Sozialismus kann sein »Zwischen zwei Weltkriegen« gelten, das 1936 erstmals in Prag erschien. In ihm wird die Idee einer erneuerten Einheit der Arbeiterbewegung innerhalb eines »integralen Sozialismus« entwickelt, mit dem er insbesondere die Spaltung des Proletariats, die dem Faschismus vorausging, überwinden wollte.

Was hat uns »integraler Sozialismus« nach dem Ende des sowjetischen Kommunismus und dem »fading away« der fordistischen Arbeiterbewegungen aber noch zu sagen? Der Band versucht, diese Frage zu diskutieren. Ausgehend von Bauers Konzept beleuchtet er das theoretische Erbe des Austromarxismus kritisch und prüft gleichzeitig, inwieweit diese fruchtbar gemacht werden können für aktuelle Probleme der Linken weltweit.

Inhalt

Vorwort
Austromarxismus und die Reform der Revolution

Austromarxismus: Aufstieg, Niedergang und Metamorphosen

  • Walter Baier: Integraler Sozialismus und radikale Demokratie
  • Brigitte Bailer-Galanda: Österreich 1934 bis 1938
  • Giacomo Marramao: Divergenzen, Konflikte und Metamorphosen

Situierung: Geschlechterpolitik, Bewegungen, Antisemitismus

  • Karin Schneider: Historische Bezüge von frauen- und genderpolitischen Positionen im Austromarxismus
  • Derek Weber: Otto Bauer und die österreichische ArbeiterInnenbewegung. Reform, Revolution und westlicher Marxismus
  • Andi Peham: Parteimarxismus und Antisemitismus. Anmerkungen zu einem historischen Versagen

Verkörperung: Biologismus, Sexus und Machbarkeit

  • Lisbeth Y. Trallori: Körperpolitische Diskurse im Austromarxismus
  • Eveline List: Austromarxismus, Psychoanalyse und Sexualreform
  • Karin Lehner: Gegen »generative Danaidenarbeit«. Das Konzept der »Menschenökonomie« bei Rudolf Goldscheid

Ökonomie: Patriarchat, Kapital und Krisen

  • Gabriele Michalitsch: Zwischen Kapitalismus und Patriarchat. Austromarxistische Pionierinnen der Nationalökonomie
  • Engelbert Stockhammer: Rudolf Hilferdings Finanzkapital zwischen marxistischer Orthodoxie und akueller Relevanz
  • Michael R. Krätke: Über die Krise der Weltwirtschaft, Demokratie und Sozialismus. Eine unveröffentlichte Untersuchung Otto Bauers über die Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre Formen:

Interaktion, Ethos und Religion

  • Birge Krondorfer: Denktropfen auf den Stein der poltischen Waisen. Die wir sind?
  • Gerhard Senft: Sozialismus – Individualismus – Eigenheit. Max Adlers Rezeption von Kant, Stirner und Marx
  • Tommaso La Rocca: Otto Bauers »Religion Privatsache« als Weg zur Freiheit der Politik und der Religion

Kontinuität und Diskontinuität: Nation, Kommunismus und Demokratie

  • Gerhard Steingress: Zur Aktualität der »nationalen Frage« im Zeitalter der Globalisierung. Betrachtungen zum Austromarxismus
  • Manfred Bauer: Friedrich Adler als Linkssozialist
  • Michael Graber: Der Austro-Eurokommunismus. Ein frühes Experiment
  • Peter Ulrich Lehner: Reflexionen zu Sozialismus und Demokratie
  • Heidi Ambrosch: Geschlechterdemokratische Nachsätze

Kultur: Zu Ästhetik, Kunstpädagogik und Architektur

  • Stephanie Matuszak-Groß: Zur bildhauerischen Ausgestaltung der Wiener Gemeindebauten. Reflexionen im Spiegel des Austromarxismus: Der Putto
  • Rolf Laven: Franz Ciceks Reformen im »Roten Wien«
  • Ursula Hofbauer: Ein Städtebaumuseum des 20. Jahrhunderts
  • Eva Brenner: Theatrale Intervention der Fleischerei. Szenen und Chöre aus dem Romanfragment »So starb eine Partei« von Jura Soyfer (1934)

Autorinnen und Autoren