Louise Michel (1830–1905) – für die einen »die blutrünstige Wölfin«, für die anderen »die rote Jungfrau« – gilt als Symbolfigur der Pariser Kommune im Frühjahr 1871. Zum ersten Mal in der Geschichte übernahmen Arbeiterinnen und Arbeiter die Macht. Louise Michel organisierte nicht nur die Versorgung der Hungernden und Verwundeten, sie beteiligte sich an den Klub-Debatten und auch am bewaffneten Kampf.
Als außereheliches Kind eines Dienstmädchens wurde sie im Geist der Aufklärung von den Großeltern erzogen. Nach der Niederschlagung der Pariser Kommune machte man Louise Michel den Prozess und deportierte sie 1873 in die Strafkolonie Neukaledonien östlich von Australien. Dort erlernte sie die Sprache der Kanak und vermittelte in zwei Schriften deren Mythen und Kultur. 1880 kam die Kommunardin durch eine Amnestie wieder frei. Nach einem triumphalen Empfang in Paris nahm Louise Michel sofort den Kampf für die Revolution wieder auf.
Durch zahlreiche Vorträge und ihr Eintreten für die Rechte der Frauen und Arbeiterinnen und Arbeiter wurde sie zu einer der bekanntesten Vertreterinnen des Anarchismus und der revolutionären Arbeiterbewegung. Ihre mutigen Kämpfe gegen Ausbeutung, Unterdrückung, Frauendiskriminierung, Krieg, Kolonialismus und Rassismus, für eine kindgerechte Erziehung und ein respektvolles Verhältnis zu Natur und Tieren sind weiterhin aktuell.
Florence Hervé, geb. 1944, ist Journalistin und promovierte Germanistin und lebt in Düsseldorf und im Finistère. Bei Dietz Berlin veröffentlichte sie unter anderem »Clara Zetkin oder: Dort kämpfen, wo das Leben ist« (2020, 4. Auflage) sowie »Flora Tristan oder: Der Traum vom feministischen Sozialismus« (2013).
Sie ist unter anderem Mitherausgeberin des jährlich aufgelegten Kalenders »Wir Frauen«. Zuletzt erschien von ihr als Herausgeberin »Mit Mut und List. Europäische Frauen im Widerstand gegen Faschismus und Krieg« (2020). Im Jahr 2011 verlieh ihr die Partei Die Linke den Clara-Zetkin-Frauenpreis. Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im Jahr 2014 verweigerte sie.