Das Verhältnis zwischen Marxismus und Feminismus ist nicht frei von Spannung. Marx, so lautet ein gängiger Vorwurf, habe in seinen Analysen die Geschlechterverhältnisse außen vor gelassen. Die von ihm angesprochene Trennung von Produktion und Reproduktion samt geschlechtlicher Arbeitsteilung habe er kaum näher untersucht, sogar tendenziell ausgeblendet. Die Studie von Heather Brown widmet sich ausschließlich Marx’ Perspektive auf Geschlecht und Familie. Ihre akribische Durchsicht seiner Schriften schließt eine signifikante Lücke in der Literatur zu Marx.
Die Autorin zeigt auf: Auch wenn Marx sich selten dezidiert über Geschlechterverhältnisse geäußert hat, sind sie für ihn eine wesentliche Kategorie für das Verständnis der Arbeitsteilung, der Produktion und der Gesellschaft im Allgemeinen. Marx’ Überlegungen zu Geschlecht und Familie gehen weit über die bloße Einbeziehung von Frauen als Fabrikarbeiterinnen hinaus.
Obwohl er seine Analyse nie vollständig entwickelt hat und einige seiner Überlegungen die Beschränkungen des Denkens des 19. Jahrhunderts widerspiegeln, habe Marx, so argumentiert Heather Brown, wichtige Hinweise auf eine Theorie von Geschlecht und Gesellschaft gegeben. Sie sind ein wichtiger methodologischer Beitrag zum Feminismus, da er Geschlecht nicht als statisches Konzept, sondern als einem Wandel und einer Entwicklung unterworfen betrachtet.
Heather Brown ist Assistenzprofessorin für Politikwissenschaft an der Westfield State University, Massachusetts. Ihre Forschungsinteressen liegen im modernen und zeitgenössischen politischen Denken, insbesondere im Hinblick auf die Überschneidungen von Geschlecht, Rasse und Klasse. Neben dieser deutschsprachigen Ausgabe wurde ihr Buch »Marx on Gender and the Family« noch ins Türkische und Persische übersetzt.