Treue zur eigenen Gesinnung war dem ehemaligen Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Deutschlands (1920–1921) wichtig, nicht minder aber auch das Harmoniestreben. Beides gehörte zum Leben des Paul Levi (11.3.1883–9.2.1930), der wie etliche andere in der Weimarer Republik umstrittene Persönlichkeiten dem deutsch-jüdischen Bürgertum entstammte. Hinter Levis Sarg zogen viele Prominente zur Beerdigung. Auch die nicht anwesenden Reichstagsabgeordneten von NSDAP und KPD zeigten sich von Levis Unfalltod nicht unbewegt: Als wenige Tage zuvor Reichtagspräsident Paul Löbe einen kurzen Nachruf auf Levi verlas, waren sie – die Kommunisten ebenso wie die Nazis – in stillem Protest und gemeinsamem Hass dem Plenum entflohen. Eine deutliche Sprache, wie sie Paul Levi pflegte, goutierte in Deutschland weder die Linke noch die Rechte. Mit der Rückkehr der Rest-USPD zur SPD im November 1922 und der erneuten Bildung eines linken Flügels innerhalb der SPD endete die Spartakus-Phase von Paul Levi. Zum Jahresende stellte er seine Zeitschrift »Unser Weg« ein (1921/22), musste aber schnell begreifen, dass die Mehrheit der SPD der Linken jene Minderheitenrechte verweigerten, die in der Vorkriegs-SPD die Flügel besessen hatten, vor allem den Zugang zur Parteipresse. Deshalb gründete Levi schon Mitte Februar 1923 mit »Sozialistische Politik und Wirtschaft« (SPW) als Stimme der Linken seine eigene Presse-Korrespondenz, die schnell mehr als eigenständige Zeitschrift denn als Korrespondenz wahrgenommen wurde. Im kurzen, aber umfangreichen publizistischem Schaffen von Levi (1918–1929) bilden seine Texte für SPW das Hauptwerk. Aus diesem Grunde wird mit diesen beiden Teilbänden auch die Levi-Ausgabe begonnen.
Zum Herausgeber
Jörn Schütrumpf, geb. 1956, war bis 2022 Leiter der Fokusstelle Rosa Luxemburg der Rosa-Luxemburg-Stiftung und zuvor von 2003 bis 2017 Geschäftsführer des Karl Dietz Verlags Berlin.