Kaum ein Historiker kennt sich mit Marx’ Theorie und dem Feudalismus gleichermaßen aus wie Ludolf Kuchenbuch. Er setzt Marx’ Forschungsmaximen mittels kritischer Quellenforschung um, reflektiert Begrifflichkeiten, sucht methodisch neue Wege.
Das vorliegende Buch macht einen kleinen, aber alles andere als unwesentlichen Teil der Arbeiten von Ludolf Kuchenbuch zugänglich – Arbeiten, die seine Forschung zu Marx und zum Feudalismus miteinander verbinden.
Der Sammelband soll ein Gespräch eröffnen, ein Gespräch zwischen an Marx Interessierten, für die »Mediävistik« ein Fremdwort ist und denjenigen, die mit dem »Feudalismus« als eurozentrischem Epochensignum eher fremdeln.
Ludolf Kuchenbuch war bis zu seiner Habilitation wissenschaftlicher Assistent an der TU Berlin, ging 1984 als Konservator an das Bayerische Nationalmuseum in München und nahm 1985 einen Ruf als Professor für Ältere Geschichte an die Fernuniversität Hagen an, wo er bis zu seiner Emeritierung 2004 tätig war.
Alain Guerreau, der ein Geleitwort beigetragen hat, war Forschungsdirektor am CNRS, dem Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung in Paris und ist seit 2011 korrespondierendes Mitglied der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica (MGH) in München.
Presse
»Die erfrischend persönlich gefärbten Ausführungen mit ihren gewohnt hochreflektierten Begrifflichkeiten und Überlegungen machen das Buch zu einer ebenso interessanten wie anregenden Lektüre.« Hans-Werner Goetz, em. Prof. für Mittelalterliche Geschichte, auf H-Soz-Kult
»Das Buch zeigt, wie man mit Marx‘ Überlegungen und Konzepten gewinnbringend, methodisch versiert und äußerst selbstkritisch-reflektiert historische Forschungen betreiben kann. Sprachlich gelingt es dem Autor, den Leserinnen den Einstieg in das thematisch und theoretisch schwierige Terrain sehr einladend zu gestalten.« Sebastian Klauke in ak – analyse & kritik, 18.10.2022.
»Wer eine Transformation für die Zukunft in den Blick nimmt, muss also seinen Sinn für Andersartigkeit trainieren – und sich der mühevollen Wege theoretischer Klärung zum Verständnis dieser Andersartigkeit zumindest bewusst sein. Kuchenbuchs Marx, feudal ist dafür ein idealer, ja schön angelegter Trainingsplatz.« David Mayer, TAGEBUCH 10/2022.
Feudale Verhältnisse? Gibt es einen Neofeudalismus? Was ist feudale Produktionsweise? Der Sammelband »Marx, feudal« des Mediävisten Ludolf Kuchenbuch gibt Antworten. Thomas Land in junge welt, 8.4.2022.
Inhalt
Geleitwort von Alain Guerreau
Vorwort von Ingo Stützle
Die Kompilation »Marx, feudal« von Ludolf Kuchenbuch
A Historiografie – Einflussfelder und Verlaufslinien
- Vom ideologischen Gegensatz zum konzeptionellen Kaleidoskop: Die Feudalismus-Diskussionen, ausgehend von Deutschland, von den 1950er Jahren bis zur Wende 1989 (2007/2009)
- »Es ist an uns, es zu sagen!« Feudalismus-Forschungen seit der Mitte der 1980er-Jahre bis heute im Überblick (2012/2021)
- Zur Entwicklung des Feudalismuskonzepts im Werk von Karl Marx (1983/2012)
- Marc Bloch und Karl Marx? Annäherungen an eine fragliche Beziehung (1999)
- Marxens Werkentwicklung und die Mittelalterforschung (1997)
B Theoriearbeit – Konstrukte und Entwürfe
- Zur Struktur und Dynamik der »feudalen« Produktionsweise im vorindustriellen Europa (mit Bernd Michael) (1977)
- Bäuerliche Ökonomie und feudale Produktionsweise. Ein Beitrag zur »Welt-System«-Debatte aus mediävistischer Sicht (1982)
- Zur Periodisierung des europäischen Feudalismus. Überlegungen und Fragen (mit Bernd Michael) (1978)
- Alteuropäischer Feudalismus als soziales System – ein Schema (1984)
- Feudalismus. Versuch über die Gebrauchsstrategien eines wissenspolitischen Reizworts (2002)
C Forschung heute – Hypothesen und Exempel
- Das Epochenprofil des christlich-feudalen Okzidents (2004)
- Das Huhn und der Feudalismus (2003)
- »An die Erdscholle gewachsen«? Die Metamorphose der Knechtschaft im nördlichen Elsass vom 8. zum 10. Jahrhundert (2021)
- Denar-Druck im Okzident 700 bis 1050. Ein Beitrag zur historischen Anthropologie des Geldes (2019)
Anhang