Helmut Bock

Heinrich Heine: »Verlorner Posten in dem Freiheitskriege«

Zum 150. Todestag

  • Veröffentlichung: 15. März 2006
  • Seiten: 128
  • ISBN: 978-3-320-02075-0

9,90

Der Historiker, der mit einer Biographie über Ludwig Börne, den deutsch-jüdischen Patrioten und Republikaner, überzeugte, hat nunmehr Heinrich Heine, den jüdisch-deutschen Dichter und Weltbürger, erwählt.
Am Gestade des Rheines sieht er ihn aufwachsen: »Zeitkind Napoleons«, genährt mit »französischem Geiste«. Aufklärung also, sogar Ideen der Revolution (1789). Mit den Pyrrhussiegen der Restauration aber kommen über den Kaufmann, Studenten, Poeten auch Unordnung und frühes Leid. Ein Querdenker und einsamer Widerständler, ringt er sich durch, lässt er in Gedichten und Reisebildern die Puppen der Mächtigen tanzen.
Freilich kommen ihm Zweifel, ob er, der die Revolution in der Literatur vertreten will, Mitstreiter finde: »Denn der Deutsche ist von Natur servil, und die Sache des Volks ist nie die populare Sache in Deutschland.«
Auf Helgoland genießt er das Fern-Erlebnis der zweiten Pariser Revolution (1830): »Ich bin ganz Freude und Gesang, ganz Schwert und Flamme.« So fährt er schließlich über den Rhein, den »Jordan«, hinter dem das ferne Paris als ein »Mekka« der Gläubigen schimmert, die sich für »Freiheit« und »Gleichheit« begeistern. Es wird tiefe Enttäuschungen und keine Heimkehr geben. Der »letzte Dichter « der deutschen Romantik und »erste« der bürgerlichen Moderne muss quälende Jahre in seiner Pariser »Matratzengruft « verbringen. Aus dem Siechtum des Körpers aber erhebt sich ein hellwacher Geist zur Zwischenbilanz der gelebten, nicht vollendeten Epoche: »Nein, die Revolution ist noch eine und dieselbe, wir haben erst den Anfang gesehen, und viele werden die Mitte nicht überleben!« Denn noch immer sind »Liberté! Égalité! Fraternité! « nicht verwirklicht.
Bocks Essays, hinter deren brillanter Gestaltung die Mühen der Forschung wohltuend verdeckt bleiben, lassen den Dichter als Zeitgenossen, »unseren älteren Bruder«, begreifen. In der Kette der Generationen, die für eine gerechte und solidarische Menschenwelt streiten, hat sich der Geistkämpfer Heine selbst gesehen.