Wladislaw Hedeler & Dieter Uhlig (Hrsg.)

Nikolai Bucharin: Philosophische Arabesken

Dialektische Skizzen. Gefängnisschriften Band 2

  • Veröffentlichung: 30. Mai 2005
  • Seiten: 464
  • ISBN: 978-3-320-02064-4

29,90

Die »Philosophischen Arabesken. Dialektische Skizzen« gehören zu den Gefängnisschriften von Nikolai Bucharin, die während der Untersuchungshaft im Inneren Gefängnis der Lubjanka entstanden sind. In dem einen Jahr, das Bucharin von seiner Verhaftung am 27. Februar 1937 bis zu seiner Hinrichtung am 15. März 1938 als Gefangener Stalins verbringen mußte, verfaßte er außerdem eine Abhandlung über den »Sozialismus und seine Kultur«, einen unvollendet gebliebenen autobiographischen Roman, »Zeiten«, eine elfseitige Abhandlung »Über einige grundsätzliche Fragen der Gegenwart « und ein Heft mit Gedichten, »Die Umgestaltung der Welt. Gedichte über Jahrhunderte und Menschen«. Das Manuskript ist keine Sammlung zufälliger Einfälle oder blumiger Gedanken im trostlosen Verlies, wie der Titel »Arabesken« vermuten lassen könnte. Es ist die Bilanz einer lebenslangen philosophischen Arbeit, eine Art Abrechnung mit dem ehemaligen philosophischen Gewissen, eine Analyse der eigenen philosophischen Entwicklung und ihrer kritischen Diskussion seit dem Erscheinen der »Theorie des Historischen Materialismus«.
Bucharin verzichtet darauf, seine theoretischen Fehler aufzulisten, um nicht der Anklage in die Hände zu arbeiten. Kritische Bemerkungen zu Arbeiten anderer sowjetischer Philosophen fehlen ebenfalls. Sie hätten unter den gegebenen Bedingungen den Charakter von Denunziationen gehabt. Er konzentriert sich überwiegend auf eine positive Darstellung der von ihm behandelten philosophischen Probleme und bindet die Kritik anderer Positionen in diese ein. Die Betonung liege auf der »dialektischen Seite« dieser Probleme, wobei Gesichtspunkte akzentuiert würden, die Lenin in seinen »Philosophischen Heften« entwickelt hat.
Bei der hier vorgelegten deutschsprachigen Ausgabe der zweiten Gefängnisschrift, die mehr als ein halbes Jahrhundert nach den tragischen Ereignissen der Jahre 1936/38 der deutschen Öffentlichkeit jetzt endlich vorgestellt werden kann, handelt es sich um die erste textkritische Edition. In 40 Kapiteln wendet sich Bucharin Problemen der philosophischen Methodologie, Erkenntnistheorie und Philosophiegeschichte sowie philosophischen Fragen der Natur- und Gesellschaftswissenschaften zu. Der Übersetzung liegt die Kopie des handschriftlichen Originals zugrunde, das im Archiv des Präsidenten der Russischen Föderation aufbewahrt wird. Da Bucharin während der Untersuchungshaft nur beschränkten Zugang zur Literatur der Gefängnisbibliothek hatte, ist eine Reihe von direkten und indirekten Zitaten nur kurz, zum Teil aus dem Gedächtnis, oder gar nicht mit Quellen belegt. Herausgeber und Übersetzer haben diese Lücken geschlossen.