Die Anthologie »Feministische Internationale« präsentiert Texte aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert zu Geschlecht, Klasse und Emanzipation aus über zehn Ländern und von fast allen Kontinenten. Verfasst haben sie feministische Sozialistinnen und Anarchistinnen, die in der Arbeiterbewegung oder ihrem Umfeld aktiv waren.
Die Sammlung erweitert den Blick über den eurozentrischen Horizont hinaus, zeigt die Vielfalt sowie die Verbindungen der damaligen Emanzipationsbewegungen und unterstreicht die gemeinsame Geschichte der proletarischen Frauenbewegung und der Arbeiterbewegung, die oft separat betrachtet werden. Das Verhältnis war nicht frei von Widersprüchen. Die Aktivistinnen sahen sich auch in den Reihen der Arbeiterparteien mit dem Widerstand von Männern konfrontiert.
Die in diesem Band versammelten Autorinnen setzten sich nicht nur für die Emanzipation ein und kritisierten antifeministischen Widerstand, sondern machten auch auf verschiedene Formen intersektionaler Unterdrückung aufmerksam. Durch die Veröffentlichung von Primärtexten – viele davon erstmals in deutscher Übersetzung – soll die Geschichte und Tradition der »Feministischen Internationale« zugänglich gemacht werden – nicht zuletzt als Inspirationsquelle für aktuelle Diskussionen und Kämpfe um Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit.
Mit Beiträgen von Susan B. Anthony, María Cano, Jeanne Deroin und Pauline Roland, Eva Gore-Booth, Gertrude Guillaume-Schack, Emma Ihrer, Jeanne-Victoire Jacob, Annie Kenney, Yamakawa Kikue, Alexandra Kollontai, Nadeschda K. Krupskaja, Anna Kuliscioff, Mary Lee, Linda Malnati, Eleanor Marx, Adelheid Popp, Begum Rokeya, Henriëtte Roland Holst, Lucía Sánches Saornil, Kanno Sugako, Louise Thomson Patterson, Flora Tristan, Victoria C. Woodhull, Clara Zetkin.
Vincent Streichhahn, geb. 1993, ist Politikwissenschaftler und promovierte mit einer Arbeit zur »Frauenfrage« in der frühen deutschen Arbeiter- und proletarischen Frauenbewegung.
Inhalt
Proletarierinnen aller Länder, vereinigt euch!
von Vincent Streichhahn
Australien
Mary Lee: Brief an die Frauen (1890)
Deutschland
Gertrude Guillaume-Schack: Zur Beschränkung der Frauenarbeit von dem Standpunkte der Frau aus betrachtet (1885)
Clara Zetkin: Die Arbeiterinnen- und Frauenfrage der Gegenwart (1889)
Emma Ihrer: Zur Frauenbewegung (1891)
Frankreich
Jeanne-Victoire Jacob: Aufruf an die Frauen (1832)
Flora Tristan: Die Arbeiterunion (1843)
Jeanne Deroin und Pauline Roland: An die Konferenz der Frauen von Amerika (1851)
Großbritannien
Eleanor Marx: Wie sollen wir organisieren? (1892)
Eva Gore-Booth: Die Bewegung für das Frauenwahlrecht unter Gewerkschafterinnen (1907)
Annie Kenney: Rede auf einer Suffragetten-Versammlung in der Essex Hall (1913)
Indien
Begum Rokeya: Sultanas Traum (1905)
Italien
Anna Kuliscioff: Für das Frauenwahlrecht (1913)
Linda Malnati: Der Erste Mai und die Frau (um 1895)
Japan
Kanno Sugako: Gedanken auf dem Weg zum Galgen (1911)
Yamakawa Kikue: Thesen des Frauenreferats (1925)
Kolumbien
María Cano: Brief an Guillermo Hernández Rodríguez (1930)
Niederlande
Henriëtte Roland Holst: Feminismus, Arbeiterinnen und die Sozialdemokratie (1898)
Österreich
Adelheid Popp: Die Arbeiterin im Kampf ums Dasein (1895)
Russland
Nadeschda Konstantinowna Krupskaja: Die Arbeiterin (1889)
Alexandra Kollontai: Frauentag (1913)
Spanien
Lucía Sánches Saornil: Die Frauenfrage in unseren Reihen (1935)
USA
Susan B. Anthony: Das Wahlrecht und die arbeitende Frau (1871)
Victoria C. Woodhull: Das Woodhull Manifest (1871)
Louise Thomson Patterson: Einem helleren Morgengrauen entgegen (1936)
Erklärungen
Erste Internationale Konferenz Sozialistischer Frauen:
Beschluss der Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz, betr. das Frauenwahlrecht (1907)
Zweite Internationale Konferenz Sozialistischer Frauen:
Anträge deutscher Genossinnen zur Frage des Frauenwahlrechts (1910)
Dritte Internationale Konferenz Sozialistischer Frauen:
Frauen des arbeitenden Volkes! (1915)
Erste Internationale Konferenz Kommunistischer Frauen:
Manifest an die Proletarierinnen der ganzen Welt (1920)
Anhang
Quellennachweise