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Philipp Dorestal

Denker der Dekolonisation

Zur Aktualität von Frantz Fanon

  • Veröffentlichung: 10. Juni 2025
  • Seiten: 184, Broschur
  • ISBN: 978-3-320-02431-4

18,00

»Die theoretischen Werkzeuge, die Fanon uns hinterlassen hat, sind für eine Analyse und Einordnung immer noch produktiv.«

Philipp Dorestal

Frantz Fanon (1925–1961) hat mit seinem Buch »Die Verdammten dieser Erde« 1961 einen Klassiker der radikalen politischen Theorie geschrieben, der von Befreiungsbewegungen aus dem globalen Süden ebenso wie von der Studierendenbewegung in den westlichen Metropolen als »Bibel der Dekolonisierung« begeistert aufgenommen wurde.

Denker:innen aus dem Umfeld der postkolonialen Theorie konzentrierten sich hingegen auf den »frühen Fanon« und lasen dessen Erstlingswerk »Schwarze Haut, weiße Masken« (1952) als innovative Theorie des Rassismus, vernachlässigten darüber aber den »aktivistischen« Fanon.

Philipp Dorestal rekonstruiert Fanons Gedankengebäude und zeigt dessen inneren Zusammenhang unter Rückgriff auf bisher auf Deutsch noch nicht vorliegende Schriften zu Psychiatrie und Politik auf. Fanon entwickelte, so wird in Dorestals Buch deutlich, eine originelle materialistische Theorie von Rassismus, kolonialer Entfremdung und der politischen Dimension von Begehren, die sich in enger Auseinandersetzung mit, aber auch in Abgrenzung zu Denker:innen wie Hegel, Marx, Sartre, de Beauvoir und Césaire formte.

Fanon schuf so eine unorthodoxe Form des Marxismus, der die Gegebenheiten des globalen Südens unter der Kolonialherrschaft zu denken versucht und Fragen aufwarf, die auch heute noch von großer Aktualität sind.

Philipp Dorestal, geb. 1978, studierte Geschichte und Philosophie an der Freien Universität Berlin, der Université Paris Nanterre und der Universität Hamburg. Er ist Autor des Buchs »Style Politics. Mode, Geschlecht und Schwarzsein in den USA, 1943–1975« (2014) und Mitherausgeber von C. L. R. James’ Buch »Die schwarzen Jakobiner. Toussaint Louverture und die Haitianische Revolution« (2021).

Inhalt

Prolog: Ein skandalöses Vorwort

  • Zum Stand der Fanon-Rezeption und -Forschung
  • Zum Aufbau des Buchs

1 Wie fühlt es sich an, ein »Problem« zu sein?

  • Sprache und Rassismus
  • Das Konzept der Soziogenese
  • Phänomenologie des Rassismus
  • Der Blick des weißen Anderen
  • Das Leiden am Körper
  • Octave Mannoni und die »Psychologie der Kolonisation«
  • Die gelebte Erfahrung von Afrodeutschen
  • Das epidermische Rassenschema

2 Der substanzialisierte Turm der Vergangenheit

  • Schwarzer Orpheus
  • Die Schwarzen »im Universellen ertränken«
  • Die Poesie der Unterdrückten
  • »Der Kolonisator und der Kolonisierte« bei Albert Memmi
  • Eine Leseanleitung für das weiße Europa

3 Brüder – und Schwestern? – im Unglück

  • Die Wirrungen des Weißseins
  • Rassistische und antisemitische Projektionen
  • Die Schwarze Erfahrung verstehen
  • Améry und Fanon: Antisemitismus und Kolonialrassismus
  • Hannah Arendt und die Frage nach der Legitimität
  • Schwarzer Widerständigkeit

4 Die Dialektik des Körpers

  • Algerien entschleiert sich
  • Körperpolitiken
  • Simone de Beauvoir und das andere Geschlecht
  • Die Politik der Liebe

5 Das kolonialisierte »Ding« wird Mensch

  • Eine revolutionäre Therapie
  • Wahnsinn und Kolonialismus
  • Psychische Dekolonisation
  • Entfremdung und Überwachung
  • Die Orchestrierung der Lüge
  • Die Fallstricke der europäischen Aufklärung
  • Fanon und die Schwarzen in den Amerikas
  • Die Haitianische Revolution

6 Alles neu durchdenken: Fanons »gedehnter« Marxismus

  • Ein offener Brief
  • Das »Lumpenproletariat«
  • Die Unerbittlichkeit der Welt
  • Gewalt, Folter und Entfremdung

Epilog: Mit Fanon über Fanon hinaus

Dank
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