»Alles muss man selber machen« ist ein Buch über Menschen, die sagen: So kann es nicht weitergehen – wir nehmen unser Schicksal selbst in die Hand. Ob in den Straßen von Paris 1871, den Fabriken Petrograds 1917, den Städten und Dörfern Nordsyriens oder im Urwald von Chiapas – überall entstanden im Zuge von sozialen Konflikten und Aufständen Räte: Selbstorganisierte Zusammenschlüsse in allen gesellschaftlichen Bereichen, die nicht nur protestieren, sondern beginnen, das gesamte Leben neu zu gestalten.
Christopher Wimmer erzählt in lebendigen Szenen, wie solche Bewegungen entstehen, wie sie funktionieren – und woran sie oft auch scheitern. Er zeigt an unterschiedlichen historischen Beispielen, wie Menschen Schulen und Krankenhäuser selbst verwalten, wie sie Entscheidungen im Kollektiv treffen, Güter verteilen, Streit schlichten, sich verteidigen – ohne zentrale Regierung oder Staat. Dieses Buch bringt Geschichte zum Sprechen: mit Geschichten von Mut, Hoffnung, aber auch Niederlagen. Es fragt, was wir von den Rätebewegungen vergangener und heutiger Tage lernen können – für eine selbstverwaltete und demokratische Gesellschaft, die nicht nur auf dem Papier steht, sondern im Alltag gelebt wird.
Christoper Wimmer, geb. 1989, ist Soziologe und Autor. Er forscht zu sozialer Ungleichheit, Armut, Marginalisierung und zur Theorie und Praxis linker Bewegungen. Zuletzt erschien von ihm »Land der Utopie? Alltag in Rojava« im Verlag Edition Nautilus und »Leben ganz unten. Perspektiven vom Rand der Gesellschaft« bei PapyRossa.
Inhalt (Inhaltsverzeichnis als PDF)
Einleitung
Aufbauarbeit in Kurdistan
- Die »Rojava-Revolution« und ihre Folgen
- Struktur der Rätedemokratie
- Anspruch und Wirklichkeit
- Der »demokratische Konföderalismus« in der Türkei
- Dezentralisierung der Macht
Die Kommunebewegung von 1870/71
- Eine große Vielzahl von Kommunen
- Basisbewegungen auf den Straßen von Paris
- Die Pariser Kommune im Rathaus
- Der Beginn der Auseinandersetzung
Die Rätebewegung in Russland und der Ukraine von 1905 bis 1921
- Die Geburtsstunde: Die Räte von 1905
- Februar 1917: Ins Offene
- Die Zeit der »Doppelherrschaft«
- Oktober 1917: Konsolidierung der Macht
- Glimmendes Feuer
Rätebewegungen und Parteien: soziale Kämpfe nach 1917
- Die Selbstentmachtung der Räte: Deutschland 1918/19
- Räte als Parteiorganisationen: Die Bewegung in Österreich
- Ein kurzer Traum: Die ungarische Räterepublik
- Revolutionäre Gewerkschaften in Großbritannien 1917/18
- Die Biennio Rosso in Italien
- Niederlage und Aufstieg
An den Rändern des globalen Kapitalismus
- Räte in Fernost: China von 1925 bis 1934
- Anarchistische Machtübernahme: Die spanische Revolution
Die jugoslawische Selbstverwaltung
- Der jugoslawische Weg zum Sozialismus
- Das Experiment beginnt
- Aufbau der gesellschaftlichen Räte
- Das Projekt der Arbeiterselbstverwaltung
- Selbstverwaltung der Landwirtschaft
- Stillstand und Marktreform
- Nationalismus statt Sozialismus
- Offene Zukunft
»Sowjets beim Wort genommen«
- Die polnische Arbeiterselbstverwaltung
- Der ungarische Traum von Freiheit
Neue Experimente in den 1960er-Jahren
- Die italienische Variante: Der Operaismus
- Der Mai 1968 und die Fabrikbesetzungen in Frankreich
- Portugal: »Nelkenrevolution« und Rätebewegung
- Die autogestion in Algerien
- Ujamaa – Selbstverwaltung tansanischer Prägung
- Zwischen Gewehren und Wahlurne – Kuba und Chile
Renaissance (nicht nur) in Lateinamerika
- Platzbesetzungen: Lokale Strategie, globale Praxis
- »Gehorchend befehlen«: Die EZLN in Chiapas
- Kommunen, ayllus und Nachbarschaftskomitees in Bolivien
- Die Consejos Comunales zwischen Basisbewegung und staatlicher Autorität
- Unterschiedliche Reichweiten der Selbstverwaltung
Neu beginnen oder: Hannah Arendt in Syrien
- Historische Gemeinsamkeiten der Räte
- Syrische Räte, neue Beziehungsweisen und Öffentlichkeit
- Räte als verwirklichte Demokratie in allen Lebensbereichen
Anmerkungen
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