Cover Ketty Guttmann oder: Todfeindin der Autoritäten

Im Erscheinen: Ketty Guttmann – Kommunistin, Feministin, Unbequeme

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Anfang Juli erscheint unsere neueste Veröffentlichung aus der Reihe »Biografische Miniaturen« – der Band widmet sich Ketty Guttmann (1883–1967), einer faszinierenden, aber nahezu vergessenen Kommunistin. Sie gab Anfang der 1920er-Jahre in Hamburg eine Zeitung für Prostituierte heraus, was sie weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmt machte.

Lange vergessen, wird sie gerade durch zwei Veröffentlichungen neu entdeckt: In Robert Bracks Kriminalroman »Schwarzer Oktober« um Klara Schindler schließt sich die 19-Jährige begeistert für die Revolution den Kommunisten an und lernt die Frauenrechtlerin Ketty Guttmann kennen. Zuletzt hat Theodora Becker in »Dialektik der Hure« an Ketty Guttmann als Herausgeberin der 1920 entstandenen Zeitschrift Der Pranger. Organ der Hamburg-Altonaer Kontroll-Mädchen erinnert.

»Kaum eine Frau hat unbändigen Freiheitsdrang und revolutionären Aktivismus so eloquent und kreativ verkörpert wie Ketty Guttmann. Daher schließt dieses Buch eine empfindliche Lücke in der Erforschung der Rolle der Frauen in der deutschen Arbeiterbewegung.«

ROBERT BRACK, KRIMIAUTOR

Der Arbeiterbewegung war sie zu feministisch, der bürgerlichen Frauenbewegung zu radikal. In der Arbeiterbewegung musste sie die Entstehung einer neuen Klasse von Funktionären erleben, deren Strategien zu den sozialen Bewegungen und ihrem Gerechtigkeitsgefühl in scharfem Gegensatz standen. Unter der Losung »Los von Moskau« wandte sich Ketty Guttmann 1924 von der KPD ab und schloss sich rätekommunistisch-anarchistischen Gruppen an. Für die offizielle Arbeiterbewegung und ihre Geschichtsschreibung war sie damit zur Unperson geworden, was auch erklären vermag, warum von ihr kein einziges Fotos auffindbar ist.

Der Band zeichnet Ketty Guttmanns wichtigste Lebensstationen nach, gibt Einblicke in ihren Kampf gegen bürgerliche Sexualmoral und für die Rechte von Prostituierten und beleuchtet ihren Weg zur scharfen Kritikerin des Parteikommunismus der Zwischenkriegszeit. Es ist der Beginn einer Spurensuche, die auch manch Irritierendes aufklären kann.

Die Herausgeber

Raimund Dehmlow, geb. 1952, Buchhändler, Bibliothekar, forscht und publiziert zu Leben, Werk und Wirkung von Otto Gross, zu deutschsprachigen Opfern des Stalinismus und jüdischem Leben.

Thomas Iffert, geb. 1952, Bibliothekar, Soziologe, arbeitet zu Herrschaft, Arbeiterbewegung, neue soziale Bewegungen, Krieg und Gewalt.