Die Studienausgabe der Werke von Marx und Engels erscheint zukünftig als Paperback
Die »blauen Bände« mit ihrer ikonischen Gestaltung haben eine bewegte Geschichte. Nun schlagen wir ein neues Kapitel auf: Seit 2006, dem 50. Geburtstag der MEW, sind viele Schritte gegangen worden. Um auch in Zukunft eine erschwingliche Studienausgabe anbieten zu können, erscheinen Nachdrucke vergriffener Bände ab sofort als Paperback. Anders als es zunächst klingen mag, stärken wir den MEW damit den Rücken – buchstäblich.
Die MEW-Studienausgabe besticht nicht nur durch ihr editorisches Niveau, ihren umfassenden Charakter und ihren Status als zentrale Referenz, sondern auch durch den erschwinglichen Preis der Einzelbände. Sie ist eine Studienausgabe im besten Sinne des Wortes: Gerade junge Menschen mit begrenztem Budget haben so die Möglichkeit, die Texte – etwa im Studium oder in Lektürekursen der Rosa-Luxemburg-Stiftung – intensiv zu erarbeiten. Werke wie »Das Kapital« oder andere wichtige Texte der politischen Ideengeschichte liest man nicht einfach durch, sondern studiert sie. Dafür sind die MEW da. Angesichts steigender Produktionspreise und sinkenden Möglichkeiten, einen politisch vertretbaren Preis für die Studienausgabe zu garantieren, haben wir gemeinsam mit der Herausgeberin, der Rosa-Luxemburg-Stiftung, beschlossen, auf Paperback umzustellen – wie es für Studienausgaben üblich ist. Dennoch bleibt vieles beim Alten: das gewohnte Format, die vertrauten Blautöne und natürlich der bewährte Inhalt – die durchgängig korrekte Wiedergabe der Texte von Karl Marx und Friedrich Engels.
Wir stärken den MEW den Rücken
Gebundene Bücher sind in der Herstellung teurer als Paperback, insbesondere durch die verwendeten Materialien und aufwendigen Produktionsprozesse. Bei Marx’ »Kapital« etwa wird der geschnittene Buchblock in den Einband eingehängt und am Buchrücken sowie an Vor- und Nachsatzpapier verleimt. Bei einem Paperback wird hingegen der Einband um den ungeschnittenen Buchblock gelegt, am Rücken verklebt und in einem Arbeitsgang auf Maß geschnitten – ein erheblich kostengünstigeres Verfahren. Zusätzliche Kosten entstehen bei den MEW durch die goldene Heißfolienprägung und die Glanzfolienkaschierung mit Leinenstruktur.
Bei hohen Auflagen amortisieren sich diese Mehrkosten beim Stückpreis, doch viele MEW-Bände erscheinen in kleinen Auflagen. Dadurch wäre der Herstellungspreis bei einigen Bänden doppelt so hoch wie der Ladenverkaufspreis. Das ist weder betriebswirtschaftlich tragfähig noch politisch sinnig.
Unser Ziel ist es, mit den Paperback-Ausgaben optisch wie haptisch so nah wie möglich an die gebundenen MEW-Bände heranzukommen. Der Einband wird mit zwei klassischen Pantone-Volltonfarben bedruckt, das charakteristische MEW-Blau bleibt erhalten. Erhalten bleiben ebenso das Taubengrau auf dem Buchrücken sowie die goldene Schrift – gedruckt mit einem speziellen Metallic-Ton. Der Paperback-Einband besteht aus einem stabilen Chromosulfat-Karton mit schützender Folienkaschierung. Die Maße der Bände bleiben unverändert, sodass sie sich nahtlos in die MEW-Reihe einfügen.
Um optimale Stabilität und ein gutes Aufschlagverhalten der Seiten zu gewährleisten, bleibt das Papier des Innenteils gleich. Zusätzlich zur Hotmelt-Verleimung erhalten die Bände eine Fadenheftung, die ebenfalls für Stabilität und ein sehr gutes Aufschlagverhalten sorgt.
Die drei Bände von »Das Kapital« werden weiterhin in gewohnten gebundenen Ausgaben erscheinen. Auch Band 45 der Werke wird die Reihe in alter Aufmachung komplettieren und abschließen.
Mit der einschneidenden Entscheidung, die Werkausgabe als Paperback lieferbar zu halten, wollen wir eine Grundlage für die Zukunftsfähigkeit der MEW legen.
MEW im digitalen Zeitalter
Die »blauen Bände« sind ohne Papier in blauem Einband mit Goldprägung kaum vorstellbar. Doch die Werke von Marx und Engels werden schon lange digital gelesen. Die meist genutzten Angebote achten darauf, die Seitenkonkordanz zu den gedruckten MEW zu erhalten – ein Zeichen dafür, dass die MEW auch im digitalen Zeitalter die zentrale Referenz bleiben. Deshalb holen wir die digitale MEW-Edition in den Karl Dietz Verlag.
2025 geht die digitale Edition der Marx-Engels-Werke online. Sie wird sich an der digitalen Edition der Werke Rosa Luxemburgs orientieren, jedoch mit einigen Erweiterungen. In Zukunft könnte sie eine große Rolle dabei spielen, die MEW weiter zugänglich und aktuell zu halten, ermöglicht sie doch eine flexible editorische Überarbeitung. Die digitale Edition ist also als ebenso verbindlich wie die gedruckte Edition anzusehen.
Die digitale Edition unterscheidet sich von den bisherigen Online-Angeboten in mehreren Punkten: Sie umfasst tatsächlich alle Bände, auch jene nach 1990 erschienenen, und enthält die seit 2006 für Neuauflagen verfassten neuen Vorworte und Anmerkungen (entsprechend dem Stand der Forschung). Darüber hinaus wird die digitale Edition mehr bieten als nur lesbare Texte: Die Texte werden nicht nur band- und seitenkonkordant präsentiert, Nutzerinnen und Nutzer werden mit Lesezeichen und Notizen arbeiten können, die die Lektüre über Bände hinweg zu eigenen Fragestellungen ermöglichen. Eine eigene Short-URL wird die Lektüre andere Texte, in denen die MEW zitiert werden, erleichtern: Wer Bandnummer und Seitenzahl eingibt, kann die entsprechende Seite direkt aufrufen und das Zitat im Kontext lesen.
Die »blauen Bände« haben damit nicht nur weiterhin ein Zuhause bei Dietz Berlin, sondern endlich auch eine digitale Adresse. Wer über die Zukunft der MEW informiert bleiben möchte – etwa zur Sicherung der Studienausgabe in den kommenden Jahren – kann unseren Newsletter abonnieren oder das RSS-Feed unseres Blogs folgen. Auf Social Media sind wir ebenfalls vertreten und informieren dort regelmäßig.